Neues Hüftgelenk gibt verlorene Beweglichkeit zurück
Ungewöhnliche Operation im Endoprothetikzentrum am UKM Marienhospital Steinfurt. | Steinfurt (ukm-mhs/scho)
Svitlana Navoienko sitzt in einem Behandlungsraum des Endoprothetikzentrums am UKM Marienhospital Steinfurt. Nach ihrer Hüftoperation vor ein paar Wochen ist sie für einen Kontrolltermin in die Sprechstunde von Chefarzt Dr. Christoph König gekommen. Gleich wird sie ihrem Arzt berichten, dass die Schmerzen, unter denen sie viele Jahre gelitten hat, dank des künstlichen Hüftgelenks fast verschwunden sind. Auch kann sie ihre Hüfte seit ihrer Jugendzeit erstmalig wieder bewegen.
Svitlana Navoienko ist mit ihrer Schwester und deren Sohn aus der Ukraine vor einem Jahr nach Deutschland gekommen. Sie stammt aus Krywyj Rih, einer Großstadt in der südlichen Ukraine. Wegen akut unerträglicher Schmerzen und einer steifen linken Hüfte sowie einer Beinlängendifferenz von 4,5 Zentimeter wurde sie von einem niedergelassenen Arzt in die Sprechstunde von Chefarzt König überwiesen. Nach Auswertung von aktuellen Röntgenbildern und zusätzlich angefertigten 3D-CT-Aufnahmen zeigte sich, dass die Hüftpfanne schon von Geburt an bei seiner Patientin nicht richtig ausgebildet war und der Hüftkopf links nie in der Hüftpfanne stand, sondern von Geburt an luxiert und hochgerutscht war. Die Schmerzen verfolgen Navoienko seit ungefähr 20 Jahren. In einem schleichenden Prozess wurden sie jedoch immer unerträglicher. Dr. König erklärt, dass sich der ausgerenkte Oberschenkelknochen mit dem Hüftkopf an das Becken angelegt und sich über die vielen Jahre eine Versteifung ausgebildet hat. König sagt: „Der luxierte Hüftkopf ist mit dem Beckenknochen verwachsen und war nicht mehr abgrenzbar im Röntgenbild zu sehen. Somit ist das linke Bein 4,5 Zentimeter verkürzt und die linke Hüfte versteift.“
Während einer mehrstündigen Operation haben Chefarzt König und sein Team die knöchernen Verwachsungen beseitigt. Um die Beweglichkeit des Gelenks wiederherzustellen, wurde gleichzeitig ein neues Hüftdrehzentrum in den Beckenknochen gefräst und eine künstliche Hüftpfanne eingesetzt. In den Oberschenkelschaft wurde eine zementfreie Schaftprothese mit Keramikkopf eingesetzt.
Seit der OP trägt Svitlana Navoienko für 3 Monate eine Orthese, die die Bewegung des Beines vorläufig einschränkt. König erklärt: „Die Muskeln sollen langsam daran gewöhnt werden, dass das Gelenk in größeren Winkeln bewegt werden kann. Vor der OP konnte für einige Jahrzehnte die Hüfte nicht bewegt werden.“ Unmittelbar nach Operation durfte Navoienko das Bein nur bis zu 60 Grad anwinkeln. Mittlerweile ist die Orthese jedoch schon auf 80 Grad frei gegeben.
Während des Kontrolltermins prüft König die Wundheilung und die Beweglichkeit des künstlichen Gelenks und ist mit den Fortschritten seiner Patientin sehr zufrieden. In wenigen Tagen beginnt Navoienko eine mehrwöchige stationäre Rehabilitationsmaßnahe. König sagt: „Ziel der Reha ist es, die Kraft der Muskeln zurückzugewinnen.“ Dann kann Svitlana Navoienko auch auf die Orthese verzichten.