Unterstützung für einen würdevollen Weg am Lebensende
Der Palliativkonsildienst am UKM Marienhospital begleitet schwerkranke Patientinnen und Patienten durch Beratung, Symptomlinderung und Vermittlung in die Palliativversorgung

Steinfurt (UKM Marienhospital/kk). Beinahe die Hälfte der Menschen in Deutschland verstirbt im Krankenhaus – obwohl der Wunsch am Lebensende oft ein anderer ist. Am UKM Marienhospital in Steinfurt gibt es nun einen neuen Palliativkonsildienst, der Patientinnen und Patienten mit lebenszeitlimitierenden Erkrankungen begleitet. Das Ziel: Symptome lindern, Lebensqualität erhalten und die Betroffenen frühzeitig in eine angemessene ambulante palliative Versorgung überführen – möglichst im häuslichen Umfeld.
„Wir verstehen uns vor allem als Vermittler“, sagt Sven Langner, Pfleger mit Palliative Care-Weiterbildung und Teil des neuen Teams. „Unsere Aufgabe ist es, Patientinnen, Patienten und Angehörige frühzeitig zu unterstützen, damit ein würdevoller Weg am Lebensende möglich wird.“ Dabei arbeitet der Dienst eng mit dem Sozialdienst, der Seelsorge, der Physiotherapie sowie ambulanten Palliativdiensten, benachbarten Palliativstationen sowie Hospizen und Tageshospizen zusammen.
Ein zentrales Instrument ist der Palliativbasisbogen, der im Erstgespräch mit den Patientinnen und Patienten erhoben wird. Damit werden nicht nur Symptome, sondern auch persönliche Aspekte wie frühere Berufe, Hobbys oder das familiäre Umfeld erfasst. „Wir möchten den ganzen Menschen sehen – nicht nur die Krankheit“, betont Langner. Der Bogen hilft dem Team auch dabei, frühzeitig einzuschätzen, ob eine palliative Begleitung sinnvoll ist – oft deutlich früher als gemeinhin angenommen.
Seine Kollegin Silke Leferink, ebenfalls Palliativpflegekraft und Teil des neuen Konsildienstes, erklärt: „Palliativpflege beginnt nicht erst in den letzten Wochen. Wir stellen uns die Frage: Wäre es überraschend, wenn dieser Patient in den nächsten zwölf bis 18 Monaten versterben würde? Können wir diese Frage mit `nein wir wären nicht überrascht` beantworten, so gilt ein Patient als palliativer Patient und sollte entsprechend palliativmedizinisch mitbetreut werden.“
Was sie an der Arbeit im Konsildienst besonders schätzt, ist die Tiefe der Begegnung: „Mich reizt an dieser Aufgabe, dass man auch wirklich Ruhe hat für den Patienten und sich die Zeit nehmen kann, um auch einfach mal zu schweigen.“
Das Steinfurter Krankenhaus bietet den Konsildienst stationsübergreifend an. „Die Patientinnen und Patienten bleiben auf ihrer jeweiligen Station und somit ihren Fachabteilungen zugehörig, aber wir als Team werden hinzugezogen“, erklärt Dr. Pia Kramer, Palliativmedizinerin am UKM Marienhospital. Gemeinsam mit Christoph J. Konermann und Dr. Klaus Waltermann bildet sie das ärztliche Rückgrat des neuen Angebots.
Einmal pro Woche findet eine interdisziplinäre Fallbesprechung statt, bei der das Team gemeinsam individuelle Lösungen entwickelt. „Palliativmedizin bedeutet: Wir lindern Symptome wie Schmerzen, Luftnot, Appetitlosigkeit oder Erschöpfung – und das möglichst frühzeitig“, so Kramer. „Dabei schauen wir nicht nur auf die Erkrankung, sondern auf den gesamten Menschen und sein soziales Umfeld.“
Viele Betroffene wünschen sich, die letzte Lebensphase nicht im Krankenhaus, sondern zu Hause zu verbringen. „Patientinnen und Patienten möchten nicht regelmäßig wegen eines akuten Vorfalls ins Krankenhaus eingeliefert werden. Wir versuchen deshalb, sie so gut wie möglich auf eine ambulante Versorgung vorzubereiten, damit sie die verbleibende Zeit in ihrer vertrauten Umgebung verbringen können“, erklärt die Palliativmedizinerin.
Metastasierte Krebserkrankungen, fortgeschrittene Herzinsuffizienz oder chronische Lungenerkrankungen gehören zum Alltag des Konsildienstes. Die Gespräche sind oft emotional – für die Betroffenen und für das Team. Doch nicht jedes Gespräch hinterlässt den erfahrenen Pfleger unberührt. Langner: „Wenn ein Patient erfährt, dass er sterben wird, entstehen ehrliche, bewegende Momente. Manchmal gehe ich mit einem Kloß im Hals aus dem Zimmer und muss mich sammeln.“